Der europäische Werkzeugmaschinenbau ist einer der fortschrittlichsten Schlüsselsektoren der Metallindustrie. Er versorgt andere Industriezweige wie beispielsweise den Fahrzeugbau, die Flugzeugindustrie, den Energiesektor oder auch die medizinischen Unternehmen mit maßgeschneiderten, innovativen und zugleich hochqualitativen Produkten. Europaweit zählen etwa 1500 Unternehmen mit  ca. 150.000 Mitarbeitern zu diesem Sektor. Über 80% dieser Unternehmen sind klein- oder mittelständische Firmen (SME) – darunter viele Familienunternehmen, die vor einigen Jahrzehnten mit dem Aufkommen der CNC (computerised numerical control) bzw. CAD (computer-aided-design) Technologien gegründet wurden.

Die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors beruht auf den in betrieblichen Arbeitsprozessen erworbenen beruflichen Kompetenzen der Fachkräfte. Das damit verbundene Wissen wie auch die entsprechenden Fertigkeiten ermöglichen es, innovative und qualitativ hochwertige Werkzeugmaschinen zu entwerfen, zu produzieren, zu betreiben und instandzuhalten. Neue Technologien, wie die additive Fertigung, eröffnen dem Sektor neue Chancen und beinhalten zugleich neue Herausforderungen. Um die mit neuen Technologien verbundenen Möglichkeiten auch zu nutzen und umzusetzen, müssen die Mitarbeiter innovative Ideen entwickeln und diese zugleich kreativ in den Arbeitsprozessen einbringen können. Im vergangenen Jahrzehnt ist im Werkzeugmaschinenbau diesbezüglich allerdings ein Mangel sichtbar geworden, der sich vor allem durch Defizite bei unternehmerischen und innovativen Denkweisen gezeigt hat und Auswirkungen sowohl auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Werkzeugmaschinenindustrie als auch auf den Fortbildungsbedarf von Facharbeitern hat.

Herausforderungen für den europäischen Werkzeugmaschinenbau:
  • Es besteht, zumindest regional, eine zu geringe Schnittmenge zwischen den von Auszubildenden und Jungfacharbeitern erworbenen beruflichen Kompetenzen und dem Bedarf in der Werkzeugmaschinenindustrie.
  • Die Kooperation zwischen beruflichen Bildungsanbietern und der Industrie ist unzureichend. Das zeigt sich unter anderem darin, dass Veränderungen in betrieblichen Arbeits– und Geschäftsprozessen, die zugleich neue berufliche Anforderungen generieren, keinen oder nur verspätet ihren Niederschlag in den Curricula der Bildungsanbieter finden.
  • Die Potentiale digitaler Medien, insbesondere die von open educational resources (OER), werden zu wenig genutzt.
  • Die Mobilität von Auszubildenden und Facharbeitern ist gering, da es an Transparenz sowie an Anerkennung von vergleichbaren Qualifikationen mangelt.
  • Das Image der beruflichen Bildung im Werkzeugmaschinenbau ist partiell unbefriedigend, so dass es sehr schwierig ist, talentierten Nachwuchs für den Sektor zu rekrutieren.